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Diese Woche findet Apples jährliche World Wide Developers Conference – kurz WWDC – statt. In diesem Rahmen wurde neben dem neuen iPhone 4 auch die neuste Version des Safari Web Browser vorgestellt. Alles in allem eigentlich unspektakulär. Ein bisschen mehr HTML5, ein bisschen Javascript-Enginge Tuning.. das übliche. Wäre da nicht dieser neue Reader – Modus. So wird aus dem vor kurzen noch als “Heilsbringer” der Medienwelt angesehen Konzern zu nehmend der Böse Teufel, der alles kaputt macht. Erst müssen die Zeitungen Geld an Apple abdrücken, wenn sie über den App-Store oder den iBook-Store ihren Content verbreiten müssen und dabei selber Gewinn einfahren wollen. Ja so ist das eben, wenn man keinen eigenen neuen Vertriebsweg findet. Das Apple nebenbei für die Konzerne einen Weg gefunden hat, wie sie durch Micropayment wesentlich mehr an ihrem Content verdienen, als dem Onlinestellen auf den eigenen Webseiten und mit ein bisschen Werbung versehen, wird dabei ja gerne vernachlässig. Hauptsache Apple soll selber keinen Gewinn dabei ziehen.
Und jetzt kann der Safari etwas, wo ihm andere Browser bestimmt bald folgen. Artikel auf Webseiten erkennen, Werbung raus kicken und im A4 Blatt Format vor verdunkeltem Bildschirm darstellen. So, dass sich die Artikel eben angenehm lesen lassen. Beginnt Apple nun also den Ruin des bisherigen alternativ Vertriebsweges? Definitiv. War dieser Vertriebsweg aber so gut? Das sei in Frage gestellt. Ein sehr schönes Kommentar dazu kommt von Nik Fletcher:
Perhaps instead of flamebait posts of ‘Apple are out to get us’ media companies should be asking themselves ‘how did reading content online become so sucky’?
Recht hat er. Schaut man sich die Seiten großer Publisher, zum Beispiel die von Zeit-Online, Spiegel-Online oder der FAZ im deutschen Raum, der NYT oder dem Wall Street Journal im amerikanischen Raum mal an, so stellt man beim Betrachten leider eine gemeinsamen Fehler mit. Die Seiten sind überladen. Hier ein “Tweet this”, da ein “Buzz..”, hier noch verweise auf andere aktuelle Artikel. Und dazu eine komplette Seitenleiste voll mit verweisen auf andere Artikel, Statisiken etc. Man vermisst die Ruhe der Zeitung, in der einfach Spalte für Spalte ein schöner, ebenerdiger Textfluss angenehm ins Auge fließt. Genau das liefert einem der Reader: Eine unabgelenkte Konzentration auf den Aritkel. Kein wildes wirr war, kein hin und her. Genau das will auch der Konsument.
FAZ ohne und mit Reader
Natürlich, was der Konsument will, und was die Publisher wollen, sticht sich genau dann, wenn dadurch die Einnahme Quelle wegfällt. Aber ehrlich, mit heutigem Javascript-Möglichkeiten sollte hier keine Hürde mehr existieren. Man Stelle sich vor, Artikel die im Papier Stil dargestellt werden. Sobald man das Ende des Artikels erreicht, blenden sich dann ähnlich der Google-Startseite nach der ersten Mausbewegung erst Optionen zum Tweeten, Buzzen usw. ein, neben dem Artikel erscheinen Vorschläge zu anderen Artikeln etc. Die Technischen Hürden zu einer solchen präsentation von Artikeln fehlen schon lange nicht mehr. Und das Geld, um sie umzusetzten, haben die großen Contenthändler mit Sicherheit. Nur eben nicht den Einfallsreichtum. Und dann dürfen sie sich eben nicht wundern, wenn nun auf ihre Kosten Browser wie Safari diese Funktionalität nachliefern. Ich sage nur selber Schuld. Nebenbei: Auch Werbung ließe sich auf diese Weise wie z.B. bei manchen Videoseiten kurz bevor der Artikel zu sehen ist und nachdem er fertig gelesen ist leicht einbauen.
Nunja, wie überall gilt: Wer sich nicht selber helfen kann, der hat Pech gehabt. Und im Nachhinein meckern bringt eben nichts, das hätten alle schon beim großen Desaster der Musikindustrie lernen können.